Elisabeth Starzinger- Eine junge Mezzosopranistin ist
auf dem Weg, die große Welt der Oper zu erobern. Geboren wurde
Elisabeth Starzinger in einem winzigen Dorf in Oberösterreich. Es hat
gerade mal 30 Häuser. Kein Mensch in ihrer Umgebung übte die Musik als
Beruf aus. Jedoch war die Mutter begeisterte Sängerin in einem Laienchor
und übertrug diese Leidenschaft auf Ihre Tochter. Zunächst begann die
kleine Elisabeth mit Klavier-, Harfen- und Ballettunterricht an der
Landesmusikschule der nahegelegenen Bezirksstadt Vöcklabruck. Aber etwas
in ihr meldete sich geradezu übermächtig: es war der Drang zum Singen, das
Instrument, das sie in sich spürte, ausbilden zu lassen. Anfänglich dachte
sie jedoch noch nicht im Traum daran Opernsängerin zu werden. Diesen Beruf
kannte sie damals noch gar nicht. In Kurzform einige biografische Daten
zur bisherigen künstlerischen Laufbahn von Elisabeth Starzinger: Sie
studierte Gesang an der Musikuniversität in Wien bei Prof. Luise Scheit
und Prof. Gerhard Kahry. Schon während ihrer Ausbildung erhielt sie
Gastengagements am Stadttheater Meran, beim Wiener Klangbogen, an der
Neuen Oper Wien sowie am Schönbrunner Schlosstheater. Auf Empfehlung von
Marc Minkowski wurde die hochbegabte Gesangstudentin für die Partie der
Fekluscha in „Katja Kabanova“ an die Salzburger Festspiele (Regie:
Marthaler, Dirigat: Cambreling) und an das Théatre Capitole du Toulouse
engagiert. In Palma de Mallorca sang sie den Orlofsky, beim Schweizer
Sommerfestival Mümliswil die Bronislava und an der Volksoper Wien
gastierte sie als 2. Dame in „Die Zauberflöte“, Sandmann in „Hänsel und
Gretel“, Eleonore in „Blaubart“ sowie als Cover für Fjodor in „Boris
Godunow“. Als Preisträgerin von „Musica Juventutis“ gab sie im Wiener
Konzerthaus einen Liederabend und ein Konzert mit der Wiener
Kammerphilharmonie. Nach Beendigung ihres Studiums in Wien wurde sie von
Alexander Pereira als Mitglied des Opernstudios nach Zürich geholt. Auf
seine Anregung erhielt die junge Mezzosopranistin den renommierten Preis
der Armin Weltner Stiftung Zürich. Der Aufenthalt von Elisabeth Starzinger
im Zürcher Opernstudio dauerte gerade 3 Monate. Dann wurde sie im März
2002 in das Solisten-Ensemble der Komischen Oper Berlin aufgenommen. Dort
vertraute man ihr sofort Partien wie Rosina in „Barbier von Sevilla“ und
Cherubino an. Im Sommer 2003 debütierte Elisabeth Starzinger unter
Wolfgang Gönnenwein bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen als Annius.
Diese Partie führte sie darauffolgend als Gast an das Nationaltheater
Mannheim. In 2004 erhielt sie erneut eine Einladung von Wolfgang
Gönnenwein nach Ludwigsburg als Sopran-Solistin in Mozarts „c-moll-Messe“.
Ebenfalls im Sommer 2004 gab sie ihr Rollendebüt als Dorabella während
einer Japan-Tournee der Wiener „Cosi fan tutte“-Produktion von Luzia
Meschwitz. Im Sommer 2005 wird Elisabeth Starzinger bei den Seefestspielen
Mörbisch als Valencienne in „Die lustige Witwe“ debütieren.
In ihrem Interview für den MERKER
spricht Elisabeth Starzinger über die Leidenschaft des Singens, den Reiz
an Hosenrollen und die Diskussion über das
Regietheater
Wie
beschreiben Sie die eigentliche Motivation, die Sie zur Sängerin
macht?
Der Drang zum Singen
war keine intellektuelle Idee, sondern ein körperliches Bedürfnis. Noch
heute ist diese körperliche und fast erotische Lust am Singen der größte
Motivationsfaktor. Das Lernen von Noten, Text und Rhythmus ist nur das
geistige Mittel zum Zweck, das man sich aneignen muss, um es dann mit
dieser Körperlichkeit zu füllen. Ich bin überzeugt, dass ein Großteil der
Ausstrahlung, die ein Sänger über die Bühne bringt, aus dieser
Leidenschaft kommt. Dazu gehört natürlich auch noch sehr viel
Musikalität
Welche Menschen
haben Sie auf Ihrem noch kurzen Weg als Sängerin maßgeblich
unterstützt?
Wenn Prof.
Scheit nicht meine Persönlichkeit und das künstlerische Potential hinter
meiner damals noch nicht so toll ausgebildeten Stimme erkannt hätte, weiß
ich nicht, ob mich jemand anderes an die Musikuniversität Wien aufgenommen
hätte. Nachdem Prof. Scheit in Pension ging, bin ich zu Prof. Kahry
gewechselt. Zu ihm gehe ich nach wie vor immer wieder sehr gern, auch zur
Kontrolle wenn ich besonders viel gesungen habe. Er begleitet meine
Entwicklung und ich kann ihm vertrauen. So halte ich zum Beispiel
Rücksprache mit ihm, wenn es darum geht, eine neue Rolle anzunehmen.
Weiters ist mein Mann eine große Stütze für mich, nicht nur privat sondern
auch in vielen Bereichen meines Berufs, obwohl er kein Musiker ist. Da wir
uns schon länger kennen als ich singe, ist er mit mir in das Sänger-Dasein
und das dazugehörige Geschäft mit hineingewachsen. Inzwischen ist er auch
recht noten- und rhythmusfest, so dass er mich meine Partien abprüfen
kann. Zudem ist er mir bei Lampenfieber eine große
Hilfe
Ungewöhnlich früh,
noch als Studentin, bekamen Sie die Möglichkeit, an renommierten Orten des
Musiklebens Erfahrungen zu sammeln. Welche Eindrücke waren hier besonders
wichtig für Sie?
Jede
praktische Erfahrung in der Oper war während des Studiums wichtig,
außerdem hatte ich in kurzer Zeit durchaus schwere Partien zu lernen. An
der Wiener Volksoper durfte ich die 2. Dame in der Zauberflöte, den
Sandmann in Hänsel und Gretel sowie Eleonore in Blaubart singen. Gerade
Sandmann und auch 2. Dame sind zwar kleine Partien, aber sie sind nicht
leicht zu singen, sie haben es durchaus in sich. Ein sehr prägendes
Erlebnis war für mich das Engagement als Fekluscha bei den Salzburger
Festpielen. Die Regie führte Christoph Marthaler und es dirigierte Silvain
Cambreling. Es hat mir sehr viel bedeutet zu sehen, wie diese Stars
arbeiten. Die hohe Professionalität gepaart wiederum mit dieser brennenden
Leidenschaft für die Kunst. Als diese Produktion dann vom Theatre du
Capitole du Toulouse übernommen wurde und ich auch dort wieder dabei war,
machte mich das sehr glücklich. An größere Rollen durfte ich mich dann in
Palma als Orlofsky und beim Sommerfestival Mümliswil als Bronislawa
heranwagen. Das war für mich als Studentin eine große Herausforderung.
Besonders die Bronislawa war ein Erfolg, den auch die Medien in Kritiken
würdigten. Nach wie vor ist das eine sehr gute Partie für mich, die ich
auch gern einmal wieder singen würde
Sie erwähnten eben auch den Orlofsky. Wie
stehen Sie als Sängerin zu Hosenrollen?
Da ich zum Glück schlank bin und der Klang
meiner Stimme für das Knabenhafte passt, bin ich für Hosenrollen sehr
geeignet. Ich kann mich mit diesen Rollen auch sehr gut identifizieren. Es
macht mir Freude, in Rollen zu schlüpfen und gerade Hosenrollen haben dann
oft einen doppelten Reiz. Derzeit singe ich ja an der Komischen Oper auch
den Cherubino, Amando und den Oberto. Ich habe aber insgesamt eine große
Schauspiellust und denke mich gern in andere Menschen, deren Situationen
und Lebenswelten hinein. Schon als Kind hatte ich daran Spaß, spontan auf
andere Menschen zu reagieren, Rollenspiele zu machen und mich auf Partner
einzulassen. In der Oper gibt es ja generell die einzigartige Möglichkeit,
Gefühle körperlich nachzuempfinden und über die Stimme
auszudrücken
Seit 2002
gehören Sie dem Ensemble der Komischen Oper Berlin an. Wie ergab sich die
Zusammenarbeit mit diesem Haus und was bedeutet sie
Ihnen?
Der erste Kontakt zur
Komischen Oper ergab sich quasi als glücklicher Zufall. Beim Leipziger
Bach-Fest sang ich gerade unter Howard Arman die h-moll-Messe im
Gewandhaus. Ich hatte während der Vorbereitung ein paar Tage Zeit und
fragte bei meiner Agentur nach, ob ich in Berlin ein Vorsingen bekommen
könnte. Daraufhin durfte ich mich an der Komischen Oper vorstellen. Dort
bot man mir einen Vertrag an und schlug vor, die Rosina im „Barbier von
Sevilla“ zu übernehmen. Das war eine meiner Traumpartien! Außer dieser
Rolle singe ich hier derzeit unter anderem den Cherubino, Armando (Le
Grand Macabre), Oberto (Alcina), Mercedes (Carmen) und Nancy (Albert
Herring). Insgesamt fühle ich mich an diesem Haus sehr wohl im Ensemble,
die Kollegen sind ausgesprochen hilfsbereit. Ich habe ein künstlerisches
Zuhause, was gerade für mich als junge Sängerin wichtig ist. Meine
künftigen Wunschpartien wären hier Zerlina, Oktavian oder Dorabella. Als
Dorabella habe ich gerade in Japan mein Rollendebüt geben dürfen u.a. in
Tokyo und Kyoto
In 2003
haben Sie bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen unter Wolfgang
Gönnenwein erstmalig den Annius in „Titus“ gesungen. Im vergangenen Sommer
wurden Sie gleich wieder eingeladen für Mozarts
c-moll-Messe....
Die
Zusammenarbeit war sehr freundschaftlich. Herr Gönnenwein hat sehr genau
mit uns gearbeitet, was ich gut finde. Und ich singe sowieso immer gern
Mozart. Zudem passt der Annius sowohl von der Tessitur als auch von der
Rolle und Klangfarbe ideal zu meiner Stimme. Erfreulicherweise konnte ich
die Partie des Annius dann auch in einem Gastengagement am Nationaltheater
Mannheim singen. Dass ich dann 2004 gerade für Mozarts c-moll-Messe wieder
eine Einladung nach Ludwigsburg erhielt, hat mich besonders gefreut. Es
gibt Stücke, die ins Leben treten und die man unbedingt machen möchte. Die
c-moll-Messe ist für mich so ein Werk. Ich hatte sie mir immer gewünscht.
Ich liebe ihre strahlende geistliche Ausdruckskraft geradezu! Auch ist sie
stimmtechnisch äußerst interessant, sie vereint Höhe, Tiefe, Koloraturen
und lyrische Passagen. Ich bin Mezzosopran und habe eine lyrische Stimme.
Die Stimme ist aber auch sehr beweglich, wodurch sie sich z. B. auch für
Alte Musik und Rossini-Koloraturen gut eignet. Neben Mozart liegen mir die
Werke von Rossini, Händel aber auch die lyrischen Partien von Richard
Strauss ebenfalls sehr am Herzen
Neben der Oper geben Sie auch Liederabende oder
wirken bei Kammerkonzerten mit
Im Moment bin ich ja in der Oper ziemlich
beschäftigt, so dass wenig Zeit für die Lieder bleibt. Dennoch hängt mein
Herz daran. Ein Liederabend ist sowohl musikalisch als auch poetisch ein
viel dichteres Erlebnis als ein ganzer Opernabend. Dadurch dass man
alleine ohne Kulisse und Rolle auf der Bühne steht, ergibt sich eine
intimere Art des Musizierens. Man braucht dafür einen Pianisten als
Partner, der bereit ist mit dem Sänger eine musikalische Beziehung
einzugehen. Ich habe bei KS Edith Mathis Lied studiert und dort ihren
Assistenten Russell Ryan kennen gelernt, mit dem ich dann sehr viel und
gerne zusammengearbeitet habe. Bei einem Liederabend ist schon allein
das Zusammenstellen des Programms im Hinblick auf Texte, Komponisten,
Reihenfolge und Tonarten ein kreativer Akt. Jedes Lied darin ist ein
Kleinod und muss als solches gepflegt werden. Es macht dann auch Spaß, an
einem Abend das Publikum auf die Reise durch die Lieder mitzunehmen. So
haben die Zuhörer auch ohne Kulisse und Kostüme das Gefühl, als hätten sie
deren Inhalte selbst durchlebt. Auch für mich privat sind es die schönsten
Mußestunden, wenn ich mich allein ans Klavier setze und mich selbst
begleitend durch verschiedene Liederbände spiele. Von Liederabenden
abgesehen mache ich noch viel und gerne Kammermusik: gemeinsam mit Klavier
und Streichinstrumenten oder Bläsern, sowie Duette. Diese
Kammerkonzerte sind neben den Opernrollen immer ein bisschen Luxus, den
man sich als Sänger gerne gönnt, weil ausschließlich die Musik präsentiert
wird. Es ist einfach schön, wenn sich das Publikum auf die Musik einlässt
und danach darüber redet. In der Oper hingegen wird eigentlich nur über
Regie geredet; besonders Journalisten besprechen fast immer nur die
Regie
Wie beurteilen Sie
die derzeitige Diskussion über das Regietheater?
Die so oft übliche Diskussion über
„konventionelle“ und „moderne“ Regie finde ich unnötig, weil sie immer mit
Klischees verbunden ist. An einer Regie ist vor allem wichtig, dass sie in
welcher Hinsicht auch immer konsequent ist und nicht nur Teilideen
anbietet. Ich finde es gut, wenn ein Regisseur zwar ein Konzept aber keine
vorgefertigten Figuren hat und sich auf die Sänger einlässt. Die Regie
soll die Ästhetik einer Komposition unterstreichen, und im übrigen glaube
ich, dass die musikalische Arbeit genauso wichtig ist wie die szenische
und denselben Probenaufwand verdient. Meines Erachtens gehen die meisten
Menschen doch wegen der Musik in die Oper
Sie sind noch jung und stehen am Anfang Ihrer
Karriere. Was wünschen Sie sich besonders für Ihren weiteren Lebensweg?
Für meinen Sängerweg
wünsche ich mir, dass die Stimme gesund bleibt und ich die Möglichkeit
habe, zur richtigen Zeit an die richtigen Rollen zu kommen. Ich hoffe,
dass die Leute meine Stimme als Zwischenfach (ich kann mit meinem
Stimmumfang ein großes Spektrum abdecken und daher in vielen Werken sowohl
die Alt- als auch die Sopranpartie übernehmen) akzeptieren und als meine
eigene erkennen und sie nicht in ein Schema pressen möchten nach dem
Motto: „vor 30 Jahren hat die XY das gesungen, das müssen Sie auch
tun“ Ich möchte auch immer mit Leuten zusammenarbeiten können, denen
die Musik als solche am Herzen liegt! Derzeit freue ich mich besonders
auf den Sommer 2005, wenn ich bei den Seefestspielen in Mörbisch die
Valencienne in „Die lustige Witwe“ singen werde. Ich mag diese Operette
weil ich immer gute Laune bekomme, wenn ich sie höre. Sie ist einfach ein
perfekt komponierter Klassiker. Natürlich freue ich mich auch, dass ich
wieder einmal in meiner Heimat Österreich auftreten darf |